Wie macht man es richtig im Falschen?

Seit einigen Jahren leben die Menschen in Spanien nun mit der Erkenntnis, dass ihre sozialen Perspektiven bis auf weiteres nicht berauschend sein werden. In dieser Situation stellen sich nun viele die Frage nach Alternativen. Die CNT-IAA lud deshalb am Wochenende vom 9. bis 11. Dezember in ihr Gewerkschaftshaus in Villaverde, um Perspektiven einer alternativen Ökonomie zu erörtern. Eingeladen waren insbesondere Kollektive aus verschiedenen Branchen, die vor Ort ihre Erfahrungen austauschten und gemeinsame Perspektiven diskutierten.

Zu Beginn der Konferenz führte José Luis Carretero vom „Institut für Wirtschaftswissenschaften und Selbstverwaltung“ (span.: ICEA) in das Thema des Wochenendes ein. Carretero verwies in diesem Zusammenhang darauf, dass der Aufbau einer alternativen Ökonomie in konkreten Krisensituationen immer wieder ein Lösungsansatz für ArbeiterInnen war. Um aber auch eine langfristige Perspektive über den Kapitalismus hinaus zu eröffnen, sollten sich kollektiv geführte Unternehmen an einem nachhaltigen Wachstum orientieren. Eine alternative Ökonomie müsse nicht hinter den aktuellen technischen Stand zurückfallen. Es sei darüber hinaus wichtig, genau zu überlegen, ob es in der jeweiligen Branche sinnvoll sei, eine alternative Struktur zu etablieren. So mache es zum Beispiel wenig Sinn im Gesundheitsbereich alternative Strukturen zu etablieren, wo es bereits entsprechende, durch Steuermittel finanzierte Infrastrukturen gäbe. In solchen Fällen gelte es vor Ort Einfluss zu nehmen. Alternativbetriebe müssten sich deshalb auch immer auf die sozialen Kämpfe innerhalb der Gesellschaft beziehen. Als Teil einer wachsenden und auf allen Ebenen der Gesellschaft verankerten libertären Bewegung könnten sie ihren Beitrag zur Etablierung einer auf Selbstverwaltung basierenden, post-kapitalistischen Wirtschaft leisten, so Carretero.

An den folgenden Tagen tauschten sich die TeilnehmerInnen in verschiedenen Workshops über ihre direkten Erfahrungen und weitergehende Fragen aus. Auffallend war dabei der große Anteil teilnehmender Projekte aus der Landwirtschaft. Es stellten sich jedoch auch andere Projekte vor: So zum Beispiel das aus einem CNT-Konflikt entstandene Kollektiv „Vulcano“ zur Herstellung von Heizöfen, oder das Netzwerk „Goteo“. Letzteres widmet sich der Vermarktung von Produkten und der Finanzierung neuer Alternativprojekte durch Mikrokredite. Mit Interesse wurden auch die Berichte von „Can Masdeu“ aufgenommen. Dieses Kollektiv hat rund um ein ehemaliges Krankenhaus in Barcelona eine eigene Ökonomie etabliert. In einer Form von Mischwirtschaft versuchen die Beteiligten so weit wie möglich ohne Geld auszukommen und Konsumgüter selber herzustellen oder zu tauschen. Unter einem Dach finden sich hier unter anderem ein Restaurant und verschiedene Bildungs- sowie Gartenprojekte.

Insgesamt ist an diesem Wochenende deutlich geworden, dass die Bewegung für eine alternative Ökonomie noch weit davon entfernt ist, eine gewichtige Rolle innerhalb der spanischen Gesellschaft einzunehmen. Die bisherigen Ansätze könnten allerdings eine Grundlage für eine entsprechende Entwicklung bieten. Darüber, dass Alternativen zum Status Quo benötigt werden, waren sich jedenfalls alle einig.

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