Sprengstoff für die EU

Michael Schulze von Glaßer (Urheber: Findus)

Die „Europäische Union“ hat den Friedensnobelpreis 2012 verliehen bekommen! Die Ehrung wurde damit begründet, dass die EU seit Jahrzehnten zur Entwicklung von Frieden und Versöhnung sowie Demokratie und Menschenrechten in Europa beitrage. Das ist aber nur die halbe Wahrheit: Zwar ist Europa nach zwei Weltkriegen endlich befriedet, dafür wird Krieg nach außen geführt. Krieg für offene Märkte, freie Handelswege, den Zugang zu Rohstoffen, gegen Flüchtlinge und schlichtweg für die Verteidigung der Großmachtstellung der EU in der Welt. Kein Einzelfall: Den Friedensnobelpreis bekamen auch schon viele andere Militaristen und – das muss man so offen sagen – Mörder. Der Preis ist zwar auf den ersten Blick eine gute Sache, doch schaut man sich schon seinen Stifter an, sollten Zweifel aufkommen: Alfred Nobel ist der Erfinder des Dynamits. Zwar soll der Schwede Krieg gehasst haben, aber eben auch der Meinung gewesen sein, eine besonders schreckliche Vernichtungswaffe würde die Menschheit vom Krieg abschrecken. Diesem Ziel widmete Nobel seine Arbeit – und war damit auf dem Holzweg. Heute ist die Menschheit zum Overkill fähig und, auch dank der EU, doch nicht friedlicher. Dennoch würde sich Nobel bei den aktuellen Preisträgern wohl im Grabe umdrehen. Laut seinem Willen sollte der Preis an denjenigen vergeben werden, „der am meisten oder am besten auf die Verbrüderung der Völker und die Abschaffung oder Verminderung stehender Heere sowie das Abhalten oder die Förderung von Friedenskongressen hingewirkt hat.“ Es bedarf schon viel Phantasie des heutigen Nobelpreis-Komitees, die EU diesen Kriterien unterzuordnen. Aber was machen in einer Zeit, in der Krieg angeblich Frieden ist? Der Friedensnobelpreis wirkt wie eine moralische Rechtfertigung der aggressiven EU-Politik und kann von all denen, die Frieden als etwas ohne Gewalt ansehen, getrost als jährlich stattfindendes Comedy-Event auf Privatfernsehniveau angesehen werden.

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