Masel Tov für Riot Dog!

Der Vorgänger des „Protesthundes Louk“ wurde Kanellos („Zimt“) genannt. Ein berüchtigter revoltierender Hund des Umbruchs und der Auflehnung, der im Athener alternativen Viertel Exarchia umherstreunte. Gehetzt von Hundefängern, jedoch von StudentInnen und LebenskünstlerInnen beschützt und bis zum Ende gepflegt. Arthritis und das Alter von 17 Jahren ließen ihn, so wird vermutet, am 2. Juli 2008 zur verdienten Ruhe setzen. Seitdem tapst erneut ein Vierbeiner mit seinen zwei- und vierbeinigen FreundInnen für die Griechische Widerstands- und Befreiungsbewegung in den Straßen des Aufruhrs von Athen umher. Loukanikos („Würstchen“), die Ikone der animalischen Unterstützung der autonomen linken Szene und Gegenpart zum Polizeihund Rex und seinen KomplizInnen. Bedauernswerterweise gibt es keine Möglichkeit von ihm in menschlicher Sprache etwas über seine sicherlich spannenden Erlebnisse in Interviews und Gesprächen zu erfahren.

Im Dezember 2008 auf den Demonstrationen in Athen gesichtet, nachdem ein Polizist den jungen Anarchisten Alexandros Grigoropoulos erschossen hatte, ist er mit seinen womöglich anderen vierbeinigen VerfechterInnen der Revolte nicht mehr von den Straßen in Athen wegzudenken. Wann immer Menschen aufgebracht gegen die Regierung ihre Stimme erhoben, sah man seitdem sein oftmals blaues Halsband leicht aufschimmern, zwischen DemonstrantInnen, Blockaden, Gummiknüppeln, Tränengas, Wasserwerfern und Delta-Motorradpolizei, wobei Letztere versuchte, während der Demonstration zum dritten Generalstreik des Jahres dem Riot Dog einen Schlag zu versetzen. Die finstere und „beliebte“, in Griechenland praktizierte Technik, den Schlagstock umzudrehen, um mit dem Metallgriff, bzw. dem gummiummantelten Metallkern des Griffs oftmals wehrlosen und schutzlosen Lebewesen, also Menschen UND Tieren übel mitzuspielen, kann durchaus tödlich enden.

In Theodor W. Adornos Text „Tierpsychologie“ wird anhand des Beispiels eines Hundes am Highway beschrieben, wie es geschehen kann, dass das Urvertrauen des Tieres letztlich unter die Räder kommt (siehe dessen Dialektik der Aufklärung, zusammen mit Max Horkheimer). Aber der Riot Dog scheint unversehrt und nahezu tollkühn dieser Gefahr immer wieder zu entrinnen. In Situationen, wo sich protestierende Menschen vor einem nahenden Block Polizisten in eine Seitenstraße flüchten – verständlich, denn es sind Schüsse gefallen – rennt Loukanikos scheinbar fröhlich wild genau dorthin, wo es lärmt und raucht.

Was haben die sozialen Kämpfe der Menschen für Gerechtigkeit und Freiheit zu befürchten, wenn die Tiere selbst sich mit den freiheitsliebenden Menschen solidarisieren? Auf geht‘s mit Gebell! Wuff!

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