Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

vor gut zwei Monaten fand in Münster ein Kongress zum 40jährigen Bestehen der gewaltfrei-anarchistischen Monatszeitung Graswurzelrevolution statt. Die alternative Presse gratulierte in ihren Printausgaben – nur die Direkte Aktion fehlte. Das liegt schlicht daran, dass die Redaktion der Direkten Aktion seit eh und je nach einem Rotationsprinzip arbeitet: Auf den Jahreskongressen der FAU werden die einzelnen Redaktionen der einzelnen Ressorts zweijährlich neu gewählt – und müssen sich dann natürlich erst mal einarbeiten. Der Vorteil einer solchen Arbeitsweise liegt u.a. darin, dass so jeder und jede Interessierte mal in die Zeitungsarbeit reinschnuppern kann, aber gerade in der Anfangszeit kann uns dann auch schon mal so ein Event durch die Lappen gehen.

Aber seid beruhigt: Unsere Gratulation haben wir mündlich auf dem Kongress nachgeholt. Und mit der vorliegenden Ausgabe der Direkten Aktion knüpfen wir nun auch inhaltlich an die Tradition der Graswurzelrevolution an: Mit dem Schwerpunkt „Militarismus in der Krise“ fischen wir sozusagen in fremden Gewässern, obwohl Antimilitarismus selbstverständlich auch immer ein Schwerpunkt der basisgewerkschaftlichen Arbeit der FAU war und ist.

Dabei haben wir einen recht weiten Begriff von Militarismus, indem wir diese Ausgabe organisierten Gewaltförmigkeiten widmen: Das gilt etwa für die Mafia als Streikbrecherorganisation gegen sizilianische Landarbeiter oder auch für einen neuen Trend zum „aufständischen Anarchismus“ in der linken Subkultur. Aber auch der „klassische“ staatliche Militarismus findet ihn dieser Ausgabe seinen Platz – vor allem auch als Instrument zur Verhinderung von Klassenkämpfen.

Die Wirtschaftskrise ist noch nicht vorbei und das dicke Ende kommt voraussichtlich noch. In Südeuropa sehen wir momentan, wie die Bandagen, mit denen gekämpft wird, härter werden. Am 14. November wird es einen europaweiten Generalstreik geben. In den Medien wird dann wahrscheinlich wieder etwas stehen von ein paar zehntausend DemonstrantInnen, obwohl es wahrscheinlich Millionen sein werden. Wie sich das auf eine Militarisierung in der Krise auswirkt, bleibt abzuwarten.

Und wo die EU am kriseln ist, ist auch ein Blick auf die Binnenmarktreform erforderlich. Diese „feiert“ nämlich demnächst ihr 20jähriges Jubiläum. Grund genug für uns dieses Ereignis, welches im kommenden Jahr mit Sicherheit Lobeshymnen nach sich ziehen wird, von der gewerkschaftlichen Warte im „kleinen Hintergrund“ auf Seite 4 zu betrachten.

In diesem Sinne heißt es: Augen offenhalten, um rechtzeitig vor seltsamen Gesellschaftsveränderungen gewarnt zu sein. Das macht die Graswurzelrevolution seit 40 Jahren. Und die DA seit 35.

Schreibe einen Kommentar