Geringfügig angepisst

Was hat euch zu der Kampagne motiviert?

Die Anzahl atypischer Beschäftigungsverhältnisse ist in Freiburg außergewöhnlich hoch. Dies vor dem Hintergrund ständig wachsender Mieten und der damit einhergehenden Verdrängung. Allein 22.232 Menschen arbeiten ausschließlich in geringfügiger Beschäftigung als MinijobberInnen. Das entspricht ungefähr 20 Prozent der arbeitenden Bevölkerung in Freiburg. Mit einem Anteil von ca. 60 Prozent sind dabei Frauen überdurchschnittlich betroffen. Gerade im Gastronomiebereich, von dem der Freiburger Fremdenverkehr abhängig ist, geht nichts mehr ohne die vielen MinijobberInnen. Motiviert haben uns die erfolgreichen Kampagnen anderer FAU-Syndikate wie Jena oder Dresden. Darum sind wir auch an einem bundesweiten Erfahrungsaustausch interessiert.

Kannst du kurz die besonderen Probleme in dem Beschäftigungsbereich schildern?

Für ArbeitgeberInnen sind Minijobs „eine Form staatlich zugelassener Schwarzarbeit“. Dabei subventioniert der Staat den Niedriglohnsektor aus Steuermitteln zusätzlich für all die AufstockerInnen, die von ihrem kargen Lohn nicht leben können und HartzIV beantragen müssen. Weitaus die meisten ArbeitgeberInnen drücken sich davor, elementare Arbeitsrechte zuzulassen. Dabei nutzen sie zum Teil geschickt „Vergünstigungen“ wie insgeheim bezahlte Mehrarbeit, die natürlich nicht auf den offiziellen Stundenabrechnungen erscheint, als Druckmittel mit Erpressungspotential aus. Durch die Einführung des Mindestlohns im Januar 2015 kam eine neue Dynamik in diesen Beschäftigungssektor, die wir nutzen wollen.

Gibt es erste Erfolge? Welche Erfolge erwartet ihr?

Bisher haben wir uns darauf konzentriert, die Kampagne durch eine umfangreiche Plakatierungsaktion bekannt zu machen und gleichzeitig unsere Flyer an die Leute zu bringen. Außerdem haben wir eigens die Website minijobfreiburg.blogsport.eu entworfen, um auf diesem Weg an Interessierte zu kommen.Wir sind jedoch als Syndikat auch selbst betroffen von den Ausbeutungsbedingungen, die in diesen Jobs gang und gäbe ist. Hier sind wir konkreter aktiv und wollen eine Betriebsversammlung einberufen. Außerdem wollen wir analog zu unseren Dresdner GenossInnen einen Lohnspiegel ins Netz stellen und formulieren diesbezüglich eine Umfrage.

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